My near philosophical musings about the world in general its problems and possible ways out.

2010-06-03

Ein Mann des Apparats - einfach widerlich

Wulff wird (vermutlich) Deutscher Bundespräsident. Christian Wulff, ein aalglatter Machtpolitiker, ein hyperaggressiver Jurist von der unangenehmen Sorte, der sprichwörtliche Wolf im Schafstall wird mitten aus dem niedersten Parteien-Hickhack auf das höchste Deutsche Staatsamt gehievt – einfach widerlich.

Klar, Ursula von der Leyen war aus gleich drei Gründen ebenfalls nicht für dieses Amt geeignet. Aber sie hatte wenigstens einige Sympathien. Immerhin hatte sie in ihrer Amtszeit als Familienministerin, wo alle von ihr erwartet hatten, brav den Mund zu halten, in bewundernswerter Weise den Laden aufgemischt.

Die drei Gründe, warum sie nicht tragbar ist, sind:
  1. Eine Mutter von sieben Kindern mag ja erstaunliche Leistungen vollbracht haben, sie sendet aber schlicht die falschen Signale in diese überbevölkerte Welt. Wer sich so ungehemmt vermehrt, lässt einfach das nötige globale Verantwortungsbewusstsein vermissen.

  2. Ihr vormodernes Staatsverständnis, in dem (Beten im Kindergarten als Pflicht), Staat und Kirche nicht sauber getrennt sind, ist mit einem modernen, also säkularen Staat nicht vereinbar.

  3. Und dann ist da noch die frische, bitter schmeckende, Erinnerung an die „Zensursula“ die, unter dem herzzerreißenden Vorwand, damit die Kinderpornographie zu beseitigen, durch die Hintertür eine Staatszensur in unser aller zentrales Kommunikationsmedium, das Internet einführen wollte.
Von ihren Kollegen wurde sie allerdings aus drei ganz anderen Gründen nicht als Kandidatin geduldet: Weil sie 1. eine Frau ist (noch eine neben der Merkeline, wo kommen wir denn da hin?), weil sie 2. evangelisch ist (ein Argument aus dem Mittelalter) und weil sie 3. ihre Kollegen in einer früheren Legislaturperiode schon zu sehr geärgert hatte (rachsüchtig sind sie ja allesamt).

Joachim Gauck hingegen ist integer, nicht aus dem aktuellen Parteiengezänk, ganz im Gegensatz zu allen anderen gehandelten Kandidaten hat er Zivilcourage, ja regelrecht persönlichen Mut, bewiesen. Jedenfalls ist er kein opportunistischer Karrierist, wie der jetzige Topfavorit der machthabenden Politkaste. Aber es stimmt schon, was die die Linkspartei einwendet: Er ist ein Mann des Gestern, nicht des Morgen.

Waren wir dann mit unserem tapsigen, aber irgendwie menschlich wirkenden, Horst Köhler am Ende nicht doch besser bedient?

Möglicherweise können wir aber sogar noch froh sein, dass Roland Koch schon in der politischen Versenkung verschwunden ist, sonst wäre sich die kriselnde schwarz-gelbe Koalition wohl nicht zu blöde gewesen, sogar diesen Brandstifter in den höchsten Sessel des Staates zu hieven.

Was zunächst bleibt, ist das würgende Gefühl im Hals – einfach widerlich!

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